Unglaubliche Geschichten - Episode 1 - Tonbandstimmen (EVP) - Unerklärlicher Instinkt einer Mutter
Shownotes
Haben Sie auch eine "Unglaubliche Geschichte" erlebt? Schreiben Sie mir: podcast@unglaubliche-geschichten.com In einer der nächsten Episoden haben Sie dann vielleicht die Möglichkeit mit meinem wissenschaftlichen Begleiter, Medium und Experten des Paranormalen, Tom Frei, zu sprechen. Gemeinsam mit ihm sprechen wir über Ihre Geschichte.
Über die Unglaublichen Geschichten
In den 1970er Jahren eroberte eine Sendung die Radiowellen, die bis heute für ihre fesselnden Geschichten und mysteriösen Ereignisse in Erinnerung bleibt: "Unglaubliche Geschichten". Diese Radiosendung, moderiert von Rainer Holbe, bot den Hörern eine Plattform, um in die Welt des Übersinnlichen und Unerklärlichen einzutauchen. Ausgestrahlt wurde "Unglaubliche Geschichten" bei Radio Luxemburg, einem Sender, der in dieser Zeit eine große Reichweite und Beliebtheit genoss. Die Sendung, die erstmals 1973 ausgestrahlt wurde, lief in den späten Abendstunden, später am Samstagvormittag und lud die Hörer dazu ein, sich in das Reich der unerklärlichen Phänomene zu begeben. Wegen des großen Erfolgs strahlte man das Format später auch im Fernsehen aus. Zunächst bei RTL plus, anschließend unter dem Namen "Phantastische Phänomene" in Sat.1.
Jede Episode präsentierte eine Reihe von Geschichten, die von mysteriösen Begegnungen mit Geistern über unerklärliche Phänomene bis hin zu UFO-Sichtungen reichten. Die Erzählungen wurden mit atmosphärischer Musik und Schauspielerstimmen untermalt, um eine spannende und immersive Erfahrung zu schaffen.
Rainer Holbe, der charismatische Moderator der Sendung, führte die Hörer durch die geheimnisvollen Geschichten und sorgte mit seiner warmen Stimme und seinem talentierten Erzählstil für eine fesselnde Atmosphäre. Holbe ist nicht nur ein erfahrener Radiomoderator, sondern auch ein Experte für das Paranormale und Unerklärliche, was ihn zu einem perfekten Gastgeber der "Unglaublichen Geschichten" machte.
Die Sendung erlangte schnell große Beliebtheit und entwickelte sich zu einem festen Bestandteil des Radioprogramms von Radio Luxemburg. Sie bot den Hörern eine willkommene Abwechslung vom Alltag und regte zum Nachdenken und Spekulieren über die Grenzen der Realität hinaus an.
Obwohl die "Unglaublichen Geschichten" mittlerweile nicht mehr im Radio ausgestrahlt werden, bleiben die Erinnerungen an die faszinierenden Geschichten und die einzigartige Atmosphäre, die sie geschaffen hat, bei denjenigen, die sie erlebt haben, lebendig.
Im Rahmen der gleichnamigen Podcast-Reihe „Unglaubliche Geschichten“ greift der ehemalige RTL Radio-Moderator Alex John die Sendereihe seit 2024 wieder auf und präsentiert in gleicher Weise wöchentlich eine Episode mit Originalmaterial der bekannten RTL-Sendung, sowie mit neuen Aufnahmen.
Transkript anzeigen
00:00:04: Eine Mutter und ihr Kind.
00:00:07: Eine innigere, festere Bindung
00:00:09: gibt es gar nicht.
00:00:12: Aber was, wenn das Kind in Gefahr ist?
00:00:16: Woher weiß eine Mutter instinktiv,
00:00:18: dass es ihrem Kind nicht gut geht?
00:00:21: Wo war mein Kind?
00:00:22: Warum hörte ich seine Stimme, ohne es sehen zu können?
00:00:27: Ein ungutes Gefühl
00:00:29: überfiel mich mit jäher Heftigkeit.
00:00:33: Und wie kann sie ihm zur Hilfe eilen,
00:00:36: obwohl sie gar nicht weiß, wo es ist?
00:00:42: Kommunikation mit Verstorbenen?
00:00:44: Ist das überhaupt möglich?
00:00:46: Der leider schon lang verstorbene Tonbandstimmenforscher
00:00:48: Friedrich Jürgenson sagte zu Lebzeiten - Ja!
00:00:52: Aber was haben uns die Toten zu sagen?
00:00:56: Und was braucht man, um mit ihnen zu sprechen?
00:01:01: Hallo, ich bin Alex John und das sind meine Unglaublichen Geschichten diesmal.
00:01:05:
00:01:08: Die Welt des Unfassbaren.
00:01:11: Außergewöhnliche Phänomene.
00:01:14: Dinge, die so unglaublich sind, dass sie unerklärlich erscheinen.
00:01:20: Hier sind die unglaublichen Geschichten.
00:01:34: Es ist wohl das Schlimmste, was einem Elternteil geschehen kann.
00:01:38: Das eigene Kind stirbt.
00:01:40: Im Falle
00:01:40: meiner ersten unglaublichen Geschichte ist das auf dem Spielplatz geschehen.
00:01:44: Ein tragischer Unfall.
00:01:47: Auch der Vater muss mit diesem Verlust klarkommen.
00:01:50: Der Schmerz lässt nicht nach.
00:01:52: Aber irgendwann geht der Alltag weiter.
00:01:55: Der Vater muss auf Geschäftsreise.
00:01:57: Afrika steht auf dem Reiseplan.
00:01:59: Inmitten von Menschen entdeckt er plötzlich seinen Sohn
00:02:03: mit dunkler Hautfarbe.
00:02:05: Es handelt sich um eine Originalaufnahme der unglaublichen Geschichten von Radio
00:02:09: Luxemburg, die Rainer Holbe seinerzeit präsentierte
00:02:12: und der diesen Podcast freundlich genehmigt hat.
00:02:15: Es gibt am Anfang der Geschichte kleinere Tonprobleme, die dem Alter
00:02:18: der damaligen Tonbänder zuzuschreiben sind.
00:02:20: Das alles wurde in den 80er und 90er Jahren aufgezeichnet.
00:02:23: Heute haben wir bessere Technik, aber damals war das eben noch so.
00:02:27: Hier ist die
00:02:28: Geschichte des kleinen Saschas und seinem Vater.
00:02:31: Und jetzt unsere erste
00:02:34: unglaubliche Geschichte.
00:02:37: Die Firma hatte mich von Hamburg nach München versetzt.
00:02:40: Ich ging nicht gern, obgleich man mir dort raschen Aufstieg prophezeite.
00:02:45: Am meisten schmerzte mich, dass ich meine Familie erst mal zurücklassen musste.
00:02:49: Das regeln wir später, trösteten die Bosse.
00:02:53: Das Schicksal hatte alles geregelt.
00:02:55: An einem hellen Mai Nachmittag, ich war gerade einen Augenblick
00:02:58: nicht in meinem Büro, wurde ich gesucht.
00:03:01: Eine über den Gang huschende Sekretärin sagte Kommen Sie schnell ans Telefon.
00:03:06: Ihre Frau Dringend.
00:03:08: Um diese Zeit rief Maria nie an!
00:03:10: Unbehagen stieg mir würgend in den Hals.
00:03:13: Ja? Fragte ich in die Muschel,
00:03:16: Die Sekunden tropften.
00:03:18: Am anderen Ende der Leitung schien das nichts.
00:03:21: Dann ihre Stimme.
00:03:22: Scheu. Unwirklich. Es ist.
00:03:26: Es ist.
00:03:27: Sie stockte, fand ihre Stimme wieder,
00:03:30: die jetzt alt und müde klang.
00:03:33: Es ist etwas Furchtbares passiert.
00:03:36: Ohne zu überlegen, ohne die Frageform zu wählen, sagte ich:
00:03:40: Sascha!
00:03:42: Die Stimme in Hamburg antwortete: “Ja.”
00:03:45: Ohne einen Moment zu zögern, sprach ich es aus.
00:03:48: Er ist tot.
00:03:50: Wieder dieses Ohnmächtige “Ja”.
00:03:54: Sascha, acht Jahre alt, das jüngste unserer drei Kinder,
00:03:58: war eine Stunde zuvor bei einem Unfall auf einem Spielplatz gestorben.
00:04:03: Die Schaukelschnur hatte ihn erdrosselt.
00:04:07: Am nächsten Tag stand es in den Zeitungen.
00:04:09: Es gibt keine Erklärung dafür, warum ich sofort wusste, dass es ein Todesfall war.
00:04:13: Noch weniger weiß ich, warum ich sofort den Namen von Sascha nannte.
00:04:17: Es war wie eine Explosion in meinem Gehirn.
00:04:20: Zu Hause las ich in seinem Schulheft
00:04:23: das Märchen von der Schneeflocke, das ich für ihn erfunden hatte.
00:04:27: Jede Schneeflocke, die sich
00:04:29: auf die Nase eines kleinen Jungen setzt, muss sterben, hatte ich erzählt.
00:04:33: Aber weil es immer wieder Millionen von Schneeflocken gibt,
00:04:36: müssen die kleinen Jungen nicht weinen, wenn eine stirbt.
00:04:40: Er hatte verstanden, dass die Natur das Leben
00:04:43: immer wieder neu erschafft.
00:04:47: Nach meinem Schock kam der ewig bohrende Schmerz.
00:04:50: Und es tat sich Merkwürdiges.
00:04:52: Das ich nur der starken
00:04:53: seelischen Ausstrahlung meines kleinen Toten zuordnen kann.
00:04:57: Eines Tages ging ich mit dem Tonbandgerät zu seinem Grab.
00:05:01: Als ich zu Hause die Kassette abspielte,
00:05:04: war nach langem Rauschen ein ganz leises gehauchtes
00:05:06: “Ja Papi” zu hören.
00:05:09: Wie unter inneren Zwang habe ich diese Kassette überspielt,
00:05:12: sie nicht zu einem Parapsychologen gebracht.
00:05:15: Es gab zu Lebzeiten von Sascha
00:05:17: zwischen ihm und mir ein unzertrennliches Band.
00:05:21: Ich wußte, dass es der Tod nicht durchschneiden konnte.
00:05:26: Monate danach saß ich in einem Flugzeug.
00:05:28: Der Himmel war makellos blau.
00:05:30: Sein Leuchten wurde immer kräftiger.
00:05:32: Ich blickte aus dem Kabinenfenster,
00:05:35: erschrak überhaupt nicht über das, was ich plötzlich sah.
00:05:38: Fast über den ganzen Horizont nahmen ganz langsam die Gesichtszüge
00:05:42: eines Kindes Konturen an, in zarten
00:05:45: Pastellfarben erschien aus unendlichen Tiefen das Gesicht von Sascha.
00:05:50: Nichts Verklärtes war an der Erscheinung.
00:05:52: Das Lausbubenlächeln, in das ich so vernarrt war, erschien
00:05:56: nur noch angedeutet.
00:05:58: Es lag mehr Wissen in diesen Zügen, als mir jemals alle
00:06:01: Bücher vermitteln werden.
00:06:03: Plötzlich wurde das Licht so grell,
00:06:05: dass die meisten Passagiere verwundert ihre Köpfe zu dem Kabinenfenster drehten.
00:06:10: In dieser Lichterfülle verschwand das Gesicht.
00:06:13: Ruhig zog der Jet am Himmel seine Bahn.
00:06:17: Ein Jahr später kam ich nach Kenia.
00:06:20: Ich floh aus den Luxushotels am Indischen Ozean und durchstreifte
00:06:23: die Eingeborenendörfer.
00:06:26: Plötzlich sah ich Sascha.
00:06:28: Er war einer der übermütigsten in der Schar.
00:06:31: Ich winkte ihn heran.
00:06:33: Mein Sohn mit dunkler Haut.
00:06:35: Aber das war sein Gesicht, sein Lachen,
00:06:38: Die Bewegung seiner Hände.
00:06:40: Hand in Hand wanderten wir ins nahegelegene
00:06:42: Meer, gefolgt von den kreischenden anderen.
00:06:46: Ich riss mir die Kleider vom Leibe und mein schwarzer Sascha
00:06:50: und ich stürzen uns in die warmen Fluten des Ozeans.
00:06:53: Als er wieder an Land kamen, war das halbe Dorf auf den Beinen, palaverte
00:06:57: und klatschte Beifall.
00:06:58: Sie zündeten Feuer an und brieten einen gewaltigen Zackenbarsch.
00:07:03: Mein schwarzer Freund war nicht mehr von meiner Seite zu bringen.
00:07:07: Ein paar Sekunden hatte ich einen vermessenen Gedanken.
00:07:10: Ich könnte doch diesen Leuten vorschlagen,
00:07:12: dass ich dieses Kind mit nach Deutschland nehmen will.
00:07:15: Dann fand ich diesen Gedanken schäbig und absurd.
00:07:18: Man kann
00:07:18: seine toten Kinder nicht zurückkaufen.
00:07:22: Die Touristen fragten mich abends an der Bar,
00:07:24: wo ich Einzelgänger den ganzen Tag gesteckt hätte.
00:07:28: Ich nippte etwas ärgerlich an meiner Cuba Libre
00:07:30: und ging früh in mein klimatisiertes Zimmer.
00:07:33: Der Mond stand über dem Meer.
00:07:36: Ich holte mir aus der Brieftasche das Bild von Sascha und betete.
00:07:40: Gott hat mir geantwortet.
00:07:42: Sascha und ich sind nie wirklich voneinander getrennt worden.
00:07:46: Wir haben uns nur entfernt.
00:07:48: Täglich wird der Abstand kleiner.
00:07:51: Was mich erwartet, wenn ich sterbe, weiß ich nicht.
00:07:54: Nur habe ich gelernt, mit einem Kind zu leben,
00:07:58: das schon gegangen ist.
00:08:04: Erstaunlich.
00:08:05: In der Geschichte sagt der Vater, dass er eine Kassette aufgenommen
00:08:08: hat, mit der Stimme seines Sohnes darauf.
00:08:11: Für die Jungen: Kassetten hatte man damals, das waren Tonbänder,
00:08:14: die man in ein Abspielgerät eingelegt hat.
00:08:17: Manchmal waren die auch tragbar.
00:08:18: Die Abspielgeräte, das nannte man dann Walkman.
00:08:21: Unser MP3 Player der 80er Jahre.
00:08:24: Jedenfalls, das bringt uns zum nächsten Thema: Tonbandstimmen.
00:08:28: Friedrich Jürgenson
00:08:30: war ein Tonbandstimmenforscher, eigentlich durch Zufall.
00:08:33: Er wollte Vogelstimmen aufnehmen
00:08:35: und hat deswegen ein Band laufen lassen, ist dann rausgegangen zum Spazierengehen.
00:08:40: Und anschließend stellte er fest, dass da nicht nur Vogelstimmen drauf
00:08:43: waren, sondern eben auch menschliche Stimmen, die sogar Bezug
00:08:47: auf sein Leben nahmen, also Dinge sagten, die nur er eigentlich wissen konnte.
00:08:52: Das hat ihn dann nicht mehr losgelassen und er hat weiter geforscht,
00:08:56: gezielt Fragen gestellt und Antworten bekommen.
00:08:59: Ich habe mein ganzes Leben durch eigentlich
00:09:04: die Wirklichkeit verfolgt, gesucht.
00:09:07: Was ist Wirklichkeit?
00:09:09: Und wenn man diesen Standpunkt als Leitmotiv,
00:09:14: Leitmotiv des Lebens nehmen Ich will wissen Was ist Wirklichkeit?
00:09:18: Wer bin ich? Wie lebe ich?
00:09:20: Was ist das Leben?
00:09:22: Dann ist man offen für alles Neue.
00:09:24: Nichtwahr? Und darum sage ich nur so,
00:09:28: dass die Tonbandstimmen können, können.
00:09:34: Praktisch gesagt,
00:09:35: prinzipiell von allen erworben werden, wenn wir Menschen
00:09:40: die Voraussetzungen haben.
00:09:42: Es ist kein Gesellschaftsspiel,
00:09:45: es ist keine Sensationssache, kein Zirkus,
00:09:51: kein Objekt, um sich selbst hervorzuheben,
00:09:56: Ruhm zu bekommen oder Geld zu verdienen.
00:09:59: Wenn das die Absicht ist, wird es vollkommen scheitern.
00:10:03: Ich könnte mir gut vorstellen, dass jetzt jemand sagt Wie mache ich sowas?
00:10:07: Gehe ich da zu jemandem hin, bezahle 100 € und bekomme anschließend
00:10:10: eine MP3 Datei mit der Stimme von Oma, Opa und Tante drauf?
00:10:14: Ich glaube, das ist es, was Friedrich Jürgens ausdrücken wollte.
00:10:17: Man sollte damit keine Geschäfte machen, sondern man sollte selbst
00:10:21: zu der Erkenntnis kommen,
00:10:22: indem man experimentiert und vielleicht auch Erfolg dabei hat,
00:10:25: dass man eine ganz eigene, für sich gemeinte Botschaft erhält.
00:10:29: Sehen Sie, wenn ein Mensch.
00:10:34: Sagen wir eine Frau,
00:10:35: ihren Mann verloren hat, eine Mutter, ihr Kind
00:10:39: und die lieben die Toten, also die Verstorbenen.
00:10:43: Und sie haben die Sehnsucht zu wissen, wie es ihnen geht.
00:10:47: Dann kommt die Antwort.
00:10:48: Wenn sie aber sich selbst beweinen, was die meisten Menschen tun,
00:10:52: und ihre Einsamkeit, ihre Misere, dann ist es ein rein
00:10:57: egozentrisches Verlangen, weiter Trost zu haben.
00:11:01: Dann interessieren sie gar nicht so die Toten.
00:11:03: Das Schicksal der Toten, verstehen Sie dann?
00:11:06: Dann sind die Aussichten ziemlich schwach, glaube ich jedenfalls.
00:11:10: Im Interview mit Rainer Holbe, den wir übrigens auch gleich hören,
00:11:13: berichtet Friedrich Jürgenson und auch darüber,
00:11:16: wie speziell Kinder diese Erfahrung des Sterbens machen.
00:11:19: Nun werden sie mir aber zustimmen, dass es den natürlichen Tod gibt,
00:11:23: den Tod von Menschen, die alt geworden sind,
00:11:26: die ihr Leben ausgefüllt haben und den Tod von Kindern beispielsweise.
00:11:30: Auch den gibt es bisher selbstverständlich.
00:11:32: Natürlich gibt es den.
00:11:33: Und diesen Tod wird man so rationell
00:11:35: und mit dem Verstand eigentlich nicht wegdiskutieren können.
00:11:38: Sehen Sie, das ist ein furchtbare Erfahrung.
00:11:41: Wenn ein junges Lebewesen in seiner Blüte
00:11:46: eine Knospe abgebrochen wird.
00:11:51: Für die Eltern, nicht für die Knospe.
00:11:55: Verstehen Sie mich, was ich meine?
00:11:56: Die haben.
00:11:57: Verstehe Sie schon, aber...
00:11:58: Für die Eltern ist es schwer.
00:12:00: Aber für die Kinder, die kommen in eine Gemeinschaft.
00:12:03: Ich kann Ihnen sagen, ich habe in meinem großen Archiv
00:12:08: von Stimmen von Tonbandstimmen ungefähr an den 900
00:12:14: gesammelt.
00:12:14: Ganz große und kleine, habe ich, sehr viele Kinder,
00:12:19: die wunderbar singen lernen,
00:12:23: froh frische junge Wesen sind.
00:12:25: Und sie haben Aufgaben.
00:12:27: Sie sind genau so berechtigt oft, das sagen wir respektvoller leben.
00:12:32: Man respektiert sie viel mehr wie hier.
00:12:35: Wir Eltern haben oft, wir gucken auf die Kinder herunter,
00:12:38: wir sind die Großen, sie sind die Kleinen, die Dummen.
00:12:40: Da gibt es so was nicht.
00:12:41: Sie sind also der Ansicht, dass verstorbene Kinder glückliche Kinder sind?
00:12:45: Ja, ganz bestimmt.
00:12:47: 100 %. Das kann ich Ihnen mit allen
00:12:50: meinem Gewissen und meiner ganzen Arbeit garantieren.
00:12:54: Ich habe Einspielungen, wenn Sie sie hören würden.
00:12:56: Also, Sie wissen nicht, was die da anstellen, die Kinderlein.
00:12:59: Sie spielen Sie toben, sie sind lustig, sie schaffen aber auch etwas.
00:13:03: Und sie sind in einem anderen mentalen Zustand wie auf der Erde.
00:13:07: Unterdrückt von der Schule, von den Kameraden,
00:13:10: von uns Menschen, von den Eltern.
00:13:12: Da gibt es so was nicht.
00:13:14: Da ändert sich die ganze Psyche wird frei.
00:13:17: Ein Kind ist ebenso erwachsen wie er in Erwachsener.
00:13:20: Verstehen Sie, wenn man so sagen kann.
00:13:21: Sehen Sie, die Toten sind wissen, was sie sind.
00:13:25: Erwachsene Kinder.
00:13:30: Wir werden
00:13:31: sicher noch viel mehr von Friedrich Jürgenson im Rahmen dieses Podcasts hören.
00:13:35: Nicht in dieser Episode, aber in den kommenden Episoden.
00:13:37: Und wir werden auch das Thema Tonbandstimmenforschung
00:13:40: noch weiter beleuchten. Wie funktioniert das überhaupt?
00:13:42: Was genau ist es und und wie klingen diese Tonbandstimmen?
00:13:47: Wie gesagt, in dieser Episode noch nicht in einer der nächsten
00:13:49: ganz bestimmt.
00:13:53: Jetzt kommen wir zu unserer zweiten unglaublichen Geschichte, zu der
00:13:56: ganz eingangs angekündigten Geschichte einer Mutter und ihrer Tochter.
00:14:00: Die Mutter, eine Schauspielerin, ist zu Dreharbeiten in den Bergen.
00:14:04: Sie hat ihre Tochter bei sich, die sie begleitet.
00:14:07: Es ist Winter und dem Kind ist im Hotel langweilig.
00:14:11: Es will raus spielen und gerät dabei in Gefahr.
00:14:15: Das merkt die Mutter instinktiv
00:14:18: und handelt genau richtig.
00:14:20: Hier kommt unsere zweite unglaubliche Geschichte.
00:14:27: Johanna von Kozian
00:14:29: Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde.
00:14:34: Zwischen Menschen, die sich nahestehen,
00:14:36: gibt es zweifellos Verbindungen im Unsichtbaren.
00:14:39: Gedankenströme und Ahnungen, die zu Ereignissen führen,
00:14:43: die in unsere Realität nicht passen wollen.
00:14:46: Egal, ob man bereit ist, an solche Ereignisse zu glauben oder nicht.
00:14:51: Es gibt sie.
00:14:52: Sie verhalten sich durchaus abweichend von dem, was man als normal bezeichnet.
00:14:57: Und sie werden umso unwahrscheinlicher, je mehr man versucht, sie
00:15:01: auf eine geläufige Art zu deuten.
00:15:05: Mutter und Kind haben vor allem in den ersten Jahren eine starke
00:15:09: natürliche Bindung, die ein Verstehen untereinander ermöglicht,
00:15:13: das für den Außenstehenden oft ans Wunderbare grenzt und das dennoch
00:15:17: weitgehend mit Instinkt zu erklären ist.
00:15:21: Aber manchmal gibt es da noch etwas, das nicht auf diesen
00:15:24: einfachen Nenner zu bringen ist.
00:15:26: Etwas, das in höchst seltsamen Geschehnissen seinen Ausdruck
00:15:30: findet, wie sie mir auch sonst im Leben ab und zu widerfahren sind
00:15:34: und für die ich keine der üblichen Erklärungen zur Hand habe.
00:15:41: Vor einigen Jahren drehte ich einen Fernsehfilm,
00:15:44: in dem auch ein paar Wintersportszenen vorkamen.
00:15:47: Die Außenaufnahmen fanden in Österreich statt.
00:15:50: Wir alle, das ganze Team, waren in einem großen Sporthotel untergebracht.
00:15:55: Ich lebte übrigens damals mit meiner Familie
00:15:57: nur 70 Kilometer von Salzburg entfernt.
00:16:01: Alexandra, meine kleine Tochter,
00:16:03: ging noch nicht zur Schule und so konnte sie mich zusammen mit meinem Mann
00:16:07: besuchen, so oft sich die Gelegenheit dazu ergab.
00:16:12: Das Sporthotel, ein in die Breite
00:16:14: gezogener Gebäudekomplex, dessen Vorderfront nach Süden ausgerichtet
00:16:18: war, lag sehr idyllisch abseits der Hauptstraße.
00:16:22: Auf der westlichen Schmalseite des Hauses hatte der Produktionsleiter
00:16:26: zusätzlich ein Zimmer gemietet, das als Schminkraum umfunktioniert worden war.
00:16:31: Mein vierter Drehtag begann eigentlich erst mittags.
00:16:35: Das Fernsehteam war schon am Morgen mit der Seilbahn hinauf
00:16:38: zu einer Skihütte gefahren, um einen Abfahrtslauf zu drehen.
00:16:42: Ich sollte erst am frühen Nachmittag dran kommen.
00:16:45: Man würde mich abholen, hieß es.
00:16:47: Ich wollte mich selbst schminken, weil ich das sowieso meistens alleine mache
00:16:51: und weil die Maskenbildnerin am Drehort gebraucht wurde.
00:16:55: Es war März, und der Frühling ließ sich schon ahnen.
00:16:59: Im Tal taute es bereits, während oben in den Bergen noch Schnee lag.
00:17:03: Bei meist strahlendem Sonnenschein herrschten ideale Wintersportverhältnisse.
00:17:08: Genau das, was der Regisseur für seine Szenen brauchte.
00:17:18: Um die Mittagszeit schien das Hotel wie ausgestorben.
00:17:21: Die meisten Gäste waren beim Skilaufen, Bobfahren
00:17:24: oder Rodeln, und das Personal hatte kaum zu tun.
00:17:27: Es war jedenfalls niemand zu sehen.
00:17:30: Mein Mann war zu einer geschäftlichen Besprechung nach Salzburg gefahren
00:17:33: und hatte Alexandra bei mir zurückgelassen,
00:17:36: die unbedingt mit hinauf in die Berge wollte.
00:17:40: Jetzt saßen wir ganz allein im Schminkraum und unterhielten uns,
00:17:44: wobei ich mich bemühte,
00:17:45: auf die vielen bohrenden Kinderfragen die richtige Antwort zu finden.
00:17:49: Schwierig waren jene Fragen, die sie mit “Warum erlaubt
00:17:53: der liebe Gott eigentlich...” einzuleiten pflegte.
00:17:57: Manchmal trieb sie mich damit in die Enge und zu dem Bekenntnis,
00:18:00: dass ich das auch nicht wüsste.
00:18:02: Aber das tat der innigen Beziehung zwischen meiner Tochter
00:18:05: und mir keinen Abbruch.
00:18:07: Im Gegenteil, Ich hatte sogar das Gefühl,
00:18:10: wegen dieser Ehrlichkeit in ihrer Achtung zu steigen.
00:18:14: Mit großem Interesse beobachtete sie nebenbei
00:18:16: die Fertigstellung meines Make ups.
00:18:19: Sie spielte ein wenig mit den Schmink Sachen, die ich ihr überließ, und
00:18:22: probierte sie aus.
00:18:25: Nachdem die
00:18:25: Faszination von Lippenstift, Wimperntusche, Rouge und Puder
00:18:29: sowie den dazugehörigen weichen Quasten nachgelassen hatte, begann
00:18:33: sie sehnsüchtig nach draußen zu schauen.
00:18:36: Ob es schon Schneeglöckchen gäbe, wollte sie plötzlich wissen.
00:18:40: Ich war gerade damit beschäftigt, vorgeheizte Lockenwickler in meine Haare
00:18:44: zu drehen. Schneeglöckchen?
00:18:47: Vielleicht gibt es schon welche, erwiderte ich nachdenklich.
00:18:51: Es taut ja schon.
00:18:52: Und im März kommen die ersten.
00:18:55: Alexandra sah mich hoffnungsvoll an. “Man könnte sie suchen”.
00:18:59: Ich lächelte ihr zu.
00:19:00: Mit “Man” meinst du mich?
00:19:02: Uns beide, nicht wahr?
00:19:04: Sie machte einen verschmitztes Gesicht.
00:19:06: Wir können aber auch zusammen einen Schneemann bauen.
00:19:09: Oder hast du keine Lust?
00:19:11: Ich habe Lust, sagte ich nicht ganz wahrheitsgemäß.
00:19:14: Aber ich muss erst fertig werden.
00:19:16: Dann könnte ich doch - was? - ein bisschen rumgehen und was ansehen.
00:19:20: Natürlich kannst du das,
00:19:22: sagte ich ohne Bedenken.
00:19:24: Warum sollte sie bei dem schönen Wetter nicht draußen spielen?
00:19:27: Ich packte sie in ihren warmen Anorak und zog ihr die Handschuhe an.
00:19:32: Aber keine Mütze!
00:19:33: Rief sie protestierend.
00:19:35: Doch, sagte ich mit Nachdruck.
00:19:37: Die Sonne täuscht.
00:19:38: Es ist noch nicht so warm draußen.
00:19:41: Alexandra ließ es ungeduldig über sich ergehen,
00:19:44: dass ich ihr die bunte Wollmütze über die langen, blonden Haare stülpte.
00:19:48: Aber bleib in der Nähe, ermahnte ich sie.
00:19:51: Obwohl ich wusste, dass ich mich auf sie verlassen konnte.
00:19:54: Scheinbar sagen alle Mütter in gewissen Situationen dasselbe.
00:19:59: Lauf nicht weg, hörst du? Immer nur ums
00:20:02: Hotel, versprach sie und rannte zur Tür.
00:20:05: Wenn du aus dem Zimmer kommst, gehst du nach links, ein kleines Stück
00:20:08: den Gang hinunter.
00:20:09: Dort ist der Hinterausgang. Er ist offen,
00:20:12: rief ich ihr nach.
00:20:14: Alexandra
00:20:14: drehte sich um, kam noch einmal zu mir zurück, um mir zu versichern,
00:20:18: wie lieb sie mich hatte, und lief dann hinaus.
00:20:24: Wenig später sah ich sie draußen durch den Schnee hüpfen.
00:20:27: Sie suchte mein Fenster, entdeckte mich, lachte und warf
00:20:30: mir vergnügt mit aufgeblasenen Backen Kusshände zu.
00:20:34: Nachdem ich einige zurückgeschickt hatte, wandte ich meine
00:20:37: Aufmerksamkeit wieder den Lockenwicklern zu.
00:20:40: Nach einer Weile hörte ich sie rufen: “Mama!”
00:20:44: Meine Tochter hat eine ganz bestimmte Art, Mama zu sagen.
00:20:48: Es klingt, als wäre das erste A beinahe ein Doppel A, und das zweite M
00:20:53: nicht ganz ein Doppel M.
00:20:55: Ganz weich klingt dieses Mama,
00:20:58: ganz melodiös, wie von einer kleinen Italienerin gesprochen.
00:21:03: Und ich schmolz dahin wie Wachs in der Sonne,
00:21:06: wenn sie mich so ruft. Mama!
00:21:09: Wieder hörte ich die Stimme laut und deutlich.
00:21:12: Es war nicht weit weg, dieses Mama.
00:21:14: Es klang eindringlich, aber sonst völlig normal.
00:21:18: So als wäre Alexandra ganz in der Nähe.
00:21:20: Irgendwo draußen vor dem Fenster.
00:21:23: Sie will mir etwas zeigen, dachte ich.
00:21:25: Wahrscheinlich hat sie einen Schneemann gebaut.
00:21:28: Oder tatsächlich Schneeglöckchen gefunden.
00:21:31: Mama! Rief sie erneut.
00:21:33: Die Stimme klang weich und zärtlich und hatte, wie konnte es anders sein,
00:21:37: etwas Unwiderstehliches für mich.
00:21:40: Ich band ein Kopftuch über die Lockenwickler,
00:21:42: zog meinen Mantel an und ging aus dem Zimmer und dann
00:21:45: durch den Hinterausgang, der ins Freie führte.
00:21:49: Draußen war nichts zu sehen.
00:21:50: Niemand von den Gästen, niemand vom Hotelpersonal
00:21:54: und auch keine Spur von meinem Kind.
00:21:57: Alexandra! Rief ich.
00:21:59: Keine Antwort.
00:22:01: Ich ging auf die Seite, wo sich das Fenster des Schminkraumes befand.
00:22:05: Von dort schien die Stimme ja gekommen zu sein.
00:22:08: Alexandra, wo bist du?
00:22:10: Nichts rührte sich. Ich lachte vor mich hin.
00:22:13: Sie hat sich versteckt. Sie will spielen.
00:22:16: Sie hat es schon geschafft, dass ich aus dem Haus gekommen bin.
00:22:19: Langsam schritt ich die langgestreckte, nach Norden
00:22:22: ausgerichtete Hinterfront des Hotels entlang.
00:22:25: Heiß oder kalt?
00:22:27: Keine Antwort.
00:22:29: Ich blieb stehen und sah mich suchend um.
00:22:31: Alexandra, wo bist du?
00:22:33: Ich will erst wissen, wo du bist.
00:22:35: Dann können wir meinetwegen auch Verstecken spielen.
00:22:39: Alles blieb still.
00:22:42: Also gut, dann gehe ich wieder zurück,
00:22:45: sagte ich etwas verstimmt.
00:22:47: Ich wollte mich umdrehen, da hörte ich es wieder.
00:22:50: Mama!
00:22:52: Es war ganz dicht bei mir, zum Greifen nah.
00:22:55: Ich hielt inne und blickte aufmerksam nach allen Seiten.
00:22:59: Ich hätte das Kind sehen müssen.
00:23:01: Dort, wo ich gerade stand, gab es keine Schlupfwinkel.
00:23:04: Die Fenster im Erdgeschoss waren alle geschlossen.
00:23:07: Und wie
00:23:07: hätte Alexandra auch in ein fremdes Zimmer kommen sollen?
00:23:11: Hinter dem Hotel war eine leicht ansteigende Wiese,
00:23:14: halb abgetaut mit breiten, vereisten Schneeflecken auf dem wintermüden Gras.
00:23:20: Erst viel weiter oben standen mehrere entlaubte Büsche und Nadelhölzer.
00:23:25: Hätte Alexandra sich dort irgendwo versteckt, hätte ich sie bestimmt
00:23:29: entdeckt.
00:23:30: Außerdem hätte ihre Stimme entfernter geklungen.
00:23:34: Mama!
00:23:35: tönte es abermals ganz deutlich und plötzlich auch sehr eindringlich.
00:23:40: Ich fuhr herum, es schien, als stünde das Kind dicht bei mir.
00:23:44: Neben mir, hinter mir.
00:23:46: Und doch war niemand zu sehen.
00:23:49: Irgendetwas narrte mich da,
00:23:50: schien wie ein Spuk am helllichten Tag.
00:23:53: Es war Mittag und der Schnee glitzerte in der Sonne.
00:23:57: Die Gegend wirkte immer noch idyllisch, obwohl ich auf einmal
00:24:00: ein eigenartiges Gefühl von Bedrohung verspürte.
00:24:05: Die Kälte biss in meine Wangen und in meine Fingerspitzen
00:24:08: und ließ mich keinen Augenblick daran zweifeln, dass ich wach war.
00:24:13: Wo war mein Kind?
00:24:15: Warum hörte ich seine Stimme, ohne es sehen zu können?
00:24:20: Ein ungutes Gefühl
00:24:21: überfiel mich mit jäher Heftigkeit.
00:24:26: Alexandra!
00:24:27: schrie ich.
00:24:28: Immer wieder schrie ich Alexandra und all die Kosenamen, die mir gerade einfielen.
00:24:33: Aufgelöst rannte ich die ganze mir endlos scheinende Hotelfront entlang.
00:24:38: Abgesehen davon, dass sich immer noch niemand blicken ließ,
00:24:41: war mir auch egal, was die Leute von mir denken würden.
00:24:45: Ich wollte nur endlich mein Kind wiederhaben.
00:24:48: Atemlos erreichte ich die andere Seite des Gebäudes, die Ostseite,
00:24:52: die dem Schminkraum und seinem Fenster entgegengesetzt gelegen waren.
00:24:57: Ich hörte ein leises Wimmern und dann sah ich sie.
00:25:01: Alexandra hing mit dem Kopf nach unten über einem reißenden Bach.
00:25:05: Sie hatte eine Schaukel gefunden, einen alten, an einer Eisenkette
00:25:10: befestigten Autoreifen und war hinaufgeklettert.
00:25:14: Irgendwie hatte sich der rechte Fuß zwischen Gummi und Kette verklemmt,
00:25:18: und das Kind hatte sich nicht selbst befreien können.
00:25:22: Der Bach, sonst vermutlich ein unbedeutendes Rinnsal
00:25:26: zwischen zwei Baumstämmen, jetzt aber durch die Schneeschmelze
00:25:29: bedrohlich angeschwollen, strömte dicht unter Alexandras herunter hängendem Haar.
00:25:35: Wäre sie aus irgendeinem Grund noch ein wenig tiefer gerutscht,
00:25:40: wäre sie ertrunken.
00:25:42: Eine Schreckensvision, die mich für einen qualvollen
00:25:45: Moment die Augen schließen ließ und die mich heute noch manchmal als
00:25:49: Albtraum peinigt.
00:25:53: Mama!
00:25:55: schluchzte Alexandra mit tränenüberströmtem Gesicht,
00:25:58: nachdem ich sie aus ihrer unglücklichen und gefahrvollen Lage befreit hatte.
00:26:04: Mama, endlich bist du da!
00:26:06: Ich hatte solche Angst.
00:26:08: Sie bohrte sich mit ihrem Kopf in meinen Mantel,
00:26:11: als wollte sie sich ganz darin verkriechen wie ein Küken,
00:26:15: das unter dem mütterlichen Flügel Zuflucht sucht.
00:26:18: Natürlich bin ich da,
00:26:20: stammelte ich.
00:26:21: Ich bin da und alles ist gut.
00:26:23: Du brauchst keine Angst zu haben.
00:26:25: Ich bin doch gleich gekommen, als ich dich rufen hörte.
00:26:28: Ich erstarrte, und es lief mir kalt den Rücken herunter.
00:26:32: Während ich den Körper meines Kindes an mich presste,
00:26:35: kam mir langsam zum Bewusstsein, dass das völlig unmöglich war.
00:26:40: Ich hätte Alexandra gar nicht hören können.
00:26:43: Es war gänzlich ausgeschlossen, auf die große Entfernung eine Stimme zu vernehmen.
00:26:49: Ich hatte mich auf der entgegengesetzten Seite aufgehalten,
00:26:52: in meinem Zimmer, dessen Fenster nicht einmal geöffnet war.
00:26:58: Zwischen diesem Fenster und dem Ort, an dem Alexandra
00:27:01: sich befand, erstreckte sich die gesamte Hotelanlage.
00:27:05: Es war völlig unmöglich, auf diese große Distanz überhaupt jemanden zu hören,
00:27:12: auch wenn das Rufen aus der kräftigen und womöglich
00:27:14: sogar geschulten Kehle eines Erwachsenen gekommen wäre.
00:27:18: Man hätte nichts hören können, erst recht nicht den schwachen
00:27:23: Hilfeschrei eines verzweifelten kleinen Mädchens.
00:27:28: Die Stimme, die mich gerufen hatte, war keine Geisterstimme.
00:27:33: Ich hatte sie von Anfang an als die vertraute Stimme meines Kindes
00:27:38: identifiziert.
00:27:40: Aber bis heute fehlt mir jede
00:27:42: Erklärung dafür, woher sie kam
00:27:46: und wieso ich sie hatte hören können.
00:27:52: Erstaunlich.
00:27:53: Offenbar haben Elternteile einen erweiterten Sinn,
00:27:56: wenn es um ihre Kinder geht.
00:27:59: Und zum Schluss gibt es heute mal eine Folge aus der Serie Zukunft 2000.
00:28:03: Das war eine Sendung, in der man sich Anfang der 90er darüber
00:28:06: Gedanken machte, wie wir ab dem Jahr 2000 leben würden.
00:28:12: Damals hatte man schon eine Ahnung
00:28:14: von der globalen Vernetzung. Vom Internet.
00:28:17: Eine Sache ist bisher jedoch nicht eingetreten.
00:28:21: Die Vier Tage Woche.
00:28:24: Zukunft 2000.
00:28:27: Wie wir übermorgen leben werden.
00:28:29: Mit Rainer Holbe.
00:28:33: Die Welt der Zukunft wird total vernetzt sein.
00:28:36: Ein globales Nachrichtensystem sorgt dafür, dass
00:28:39: wir Wissen aus den unterschiedlichsten Gebieten jeweils
00:28:42: in seiner aktuellsten Form aufnehmen und verarbeiten können.
00:28:46: Fernsehnachrichten, Zeitungsmeldungen, aber auch Sachbücher und Fachzeitschriften
00:28:50: informieren schon jetzt kürzer, knapper und effektiver als noch vor fünf Jahren.
00:28:56: Schon jetzt macht sich auch in den Industrieländern
00:28:59: ein intellektuelles Gefälle bemerkbar zwischen Menschen, die sich der
00:29:02: Informationsflut stellen und bereit sind, mehrere Quellen parallel anzuzapfen.
00:29:08: Zeitung lesen und gleichzeitig ein politisches Fernsehmagazin zu sehen
00:29:12: und die dabei digital erhaltenen Informationen
00:29:15: auch zu analysieren, ist lediglich eine Sache des Trainings.
00:29:19: Das Gehirn ist jederzeit bereit, digital empfangene Informationen zu verwerten,
00:29:23: ja, es schafft dafür neue Zellen und Zellverbindungen.
00:29:26: Gehirnphysiologen sind ohnehin der Überzeugung, dass wir nur 1/10
00:29:30: der kleinen grauen Zellen unter unserer Schädeldecke ausnutzen
00:29:33: und dass damit fast 90 % einer ungeheuren Kapazität nicht genutzt sind.
00:29:38: Anders gesagt: Die Welt ist kurz davor,
00:29:40: sich in eine Gesellschaft von Konsumenten zu entwickeln,
00:29:43: die sich den drögen Mechanismen der Unterhaltungsindustrie widmen
00:29:46: und damit zur ungebildeten, formbaren Massenmenschen werden,
00:29:50: die natürlich auch wirtschaftlich ins Hintertreffen geraten.
00:29:53: Auf der anderen Seite dann die kleine Gruppe derer,
00:29:56: die schon jetzt die Zeichen der Zeit
00:29:57: und die vielfältigen Möglichkeiten geistigen Trainings erkannt haben.
00:30:01: Sie werden zu jener Gruppe gehören, die Mechanismen planen
00:30:05: und in Gang setzen, die andere nur passiv konsumieren.
00:30:09: Es liegt an jedem von uns, auf welcher Seite wir stehen wollen.
00:30:13: Zeit zu haben, wird der eigentliche Luxus sein.
00:30:15: Das Hamburger Freizeitforschungsinstitut hat hochgerechnet,
00:30:18: dass schon im Jahre 2010 die 30 Stunden Woche eingeführt ist
00:30:22: und die Arbeitswoche bereits am Donnerstag um 14:00 endet.
00:30:30: Ja, da müssen wir noch ein bisschen drauf warten.
00:30:33: Und das war sie schon fast, die erste Episode der Unglaublichen Geschichten.
00:30:38: Nächste Woche.
00:30:39: In der nächsten Episode geht es unter anderem
00:30:41: um einen Totenpfad in Rheinland Pfalz.
00:30:45: In Bernkastel-Kues, genauer gesagt. Dieser Totenpfad war ein Weg,
00:30:49: wo man früher die Särge mit den Verstorbenen zum Friedhof getragen hat.
00:30:53: Ältere Einwohner berichten noch heute gern und häufig von einer Erscheinung,
00:30:57: die sich nachts dort als weiße Frau zeigt,
00:31:00: um Unglück für die Umgebung anzukündigen.
00:31:03: Selbst der größte Spötter
00:31:04: kann im Gehölz der rechten Seite des Pfades merkwürdige Laute vernehmen,
00:31:08: die nach einer Weile in eine Art Summen übergehen, um dann ganz zu verstummen.
00:31:13: Das und mehr also in der nächsten Ausgabe der Unglaublichen Geschichten.
00:31:18: Haben Sie auch schon mal eine Unglaubliche Geschichte erlebt?
00:31:21: Etwas, das Ihnen so unerklärlich erschien,
00:31:23: dass Sie es gar nicht fassen konnten.
00:31:25: Schreiben Sie mir Ihre Unglaubliche Geschichte.
00:31:28: podcast@unglaubliche-geschichten.com
00:31:33: Und natürlich freue ich mich über eine Bewertung und einen Kommentar,
00:31:36: wenn Ihnen dieser Podcast gefallen hat.
00:31:39: Ich bin Alex John.
00:31:40: Bis zum nächsten Mal.
00:31:42: Bleiben Sie offen für das Unglaubliche.
00:31:47: Diese Episode entstand mit freundlicher Genehmigung von Rainer
00:31:50: Holbe, der die Unglaublichen Geschichten zuerst erzählt hat.
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